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Lokale Gruppe gründen

Ihr wollt eine neue Freifunk-Community gründen? Hier einige Tipps, die Euch den Einstieg erleichtern.

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Lest Euch ein und vernetzt Euch

Zunächst solltet Ihr Euch ausführlich über die Vision von Freifunk informieren. Leider kommt es hin und wieder zu Missverständnissen, dass es um deutlich mehr als Gratis-WLAN geht. Deshalb haben wir das Memorandum of Understanding verfasst.

Auf der freifunk.net Homepage erfahrt Ihr, welche Dienste bereits von Aktivisten für die lokalen Gruppen angeboten werden und von den neuesten Aktivitäten in den lokalen Communities. Über die Radiosendungen und Podcasts kannst Du viel zu den Hintergründen von Freifunk erfahren.

Kontaktiert unbedingt eine bestehende Community in Eurer Nähe. Nirgends erhaltet ihr bessere Starthilfe als von den Leuten, die schon viele Jahre freifunken. Am besten surft Ihr auf deren Webseite vorbei und nutzt die Kontaktmöglichkeiten oder tragt Euch auf der lokalen Mailingliste ein. Oder Ihr schaut auf den regelmässig stattfindenden lokalen Treffen oder dem jährlichen Wireless Community Weekend vorbei, um in Kontakt zu kommen. Die technische Vernetzung macht doch nur Sinn, wenn auch eine gewisse soziale Vernetzung stattfindet … denn mit Wem soll man sonst Worüber im freifunk.net kommunizieren? Unseren Community Kalender findest Du hier.

Einige Communities haben lokale Vereine gegründet, sobald genug Mitstreiter gefunden waren und der damit verbundene Verwaltungsaufwand gestemmt werden konnte/wollte. Um den Verwaltungsaufwand gering zu halten, haben sich andere mit bereits existierenden Vereinen der lokalen Hackerspaces zusammen getan oder nutzen den regionalen CCC Verein. Wenn Ihr ohne einen eigenen Verein zu gründen, Spenden annehmen möchtet oder eine Spendenkampagne für Aufkleber, Flyer, Events oder was immer machen wollt, dann informiert Euch und kontaktiert den Förderverein.

Findet Mitmacher und bietet Informationen an

Leute zu überzeugen beim neu entstehenden Freifunknetz mitzumachen ist vielleicht der schwierigste, aber auch wichtigste Teil der ganzen Unternehmung. Denn Freifunken allein macht keinen Spass. Folgende Strategien haben sich dabei bewährt:

  • ein lokales, regelmäßiges Treffen in einem Hackspace, Uni-Raum oder Cafe / Bar bietet Einsteigern und Interessierten einen persönlichen Anlaufpunkt
  • Schaffe lokale Kommunikationskanäle, z.B. eine Mailingliste, Facebook Fanpage oder Twitter
  • Erstelle einen Eintrag für unsere Freifunk API. Wir ziehen daraus Metainformationen der Communities für die Darstellung auf der Karte und den Newsfeed auf der freifunk.net Startseite. Die Daten sind offen und können für neue Anwendungen/Visualisierungen genutzt werden.
  • Nutze Deine Kontakte, denn Freunde und Bekannte sind oft leichter zu überzeugen
  • Präsentiere das Projekt thematisch nahestehenden Gruppen wie lokalen Computerclubs, selbstorganisierten Zentren oder Hausprojekten
  • Verteile Flyer oder Plakate, z.B. an Unis, Vorlagen kannst Du beim Webteam oder der lokalen Community erfragen

Die meisten Communities haben eine eigene Webseite oder legen für den Anfang einige Seiten in unserem Wiki an. Das freifunk.net Webteam kann Euch eine WordPress Instanz mit einem einfachen Freifunk-Theme (siehe Demo hier) zur Verfügung stellen.

Eure Webseite wird wachsen, wenn Ihr nach und nach mehr Informationen anbietet, sucht mal ein bisschen und Ihr werdet viele Beispiele und Anregungen finden. Außerdem wird Euch auffallen:

  1. Das Logo steht unter Creative Commons, es kann von allen Freifunker_innen genutzt werden. Viele Communities haben Abwandlungen mit lokalen Bezug entwickelt, manche auch nur den Namen aufgegriffen.
  2. Einige Stilmerkmale werden von den meisten behalten, damit das ganze wieder erkannt wird

Jede Community kann eine eigene eingetragene Subdomain unter freifunk.net erhalten, die Ihr über das Kontaktformular bekommen könnt. Diese wird auf die Hauptinternetpräsenz Eurer Community weitergeleitet. Diese URL (stadt.freifunk.net) wird dann auch als ESSID in eurem lokelen Freifunknetz verwendet.

Später könnt ihr Euch für eine Kartenlösung entscheiden, um die Freifunkknoten Eurer Community auf der Webseite darzustellen. Hier bietet sich die überregionale libremap.net oder eine lokale Instanz der openwifimap an. Auch RSS News- und ICS Kalenderfeeds für Interessierte anzubieten macht viel Sinn.

Bestehende Communities unterstützen Neugründungen mit Infrastruktur und (technischem) Wissen, bis diese nach und nach unabhängig werden können. Welches ist die Community in Deiner Nähe, die Dich/Euch unterstützen könnte? Hier erfahrt ihr es!

Beschäftigt Euch mit der Technik und baut eigene Infrastruktur auf

Es ist für alle Freifunker_innen ein kontinuierlicher Lernprozess, keiner kann alles perfekt. Durch das Selbermachen kommt aber nach und nach die Freiheit selbst zu gestalten.

Hardware

Beschränkt Euch für den Anfang auf wenige Produkte, hier kann man sich leicht verrennen. Mit einer übersichtlichen Anzahl unterschiedlicher Hardware fällt es auch viel leichter, Probleme zu finden, Unterstützung zu geben und Hilfe von Anderen zu erhalten. Hier findet Ihr Beispiele von Hardware, die auch andere Communities erfolgreich einsetzen. Fragt im Zweifel auch bei benachbarten Communities oder in den überregionalen Mailinglisten nach Tipps und Hinweisen.

Freifunk Firmware

Es gibt keine einheitliche Firmware, sondern verschiedene technische Ansätze, die hier beschrieben sind. Alle beinhalten die Möglichkeit einen VPN-Tunnel zu benutzen, um der Störerhaftung im öffentlichen WLAN zu entgehen.

Gluon (basierend auf B.A.T.M.A.N.) ist gut für Einsteiger geeignet, alternativ kommt auch eine auf OLSR basierte Firmware in Frage. Mit dem Freifunk Meshkit können Firmwares konfiguriert und erstellt werden, es ermöglicht die Bereitstellung individueller Firmwareimages. Jede Community muss sich für die lokale Variante ein eigenes Profil erstellen. Wie das geht und wie man es benutzt steht in der Doku. Der Router ist nach der Installation fertig und sofort einsatzbereit.

Routing & Gateways

Gatewayserver bilden die Übergänge aus dem Freifunknetz ins Internet, damit die User nicht nur lokale Dienste nutzen können, sondern auch im Internet surfen. Die Kosten, um ein Gateway zu betreiben, können erheblich variieren. Sie hängen vom Anbieter ab, bei dem ihr den Server mietet, von der Leistungsfähigkeit der Maschine, dem Datendurchsatz und ob sich dabei um eine reale, physikalisch vorhandene oder um eine virtuelle Maschine handelt.

In manchen Netzen kann jeder Router die Funktionen eines Gateways übernehmen, um einen Zugang ins Internet anzubieten, in anderen Konstellationen ist das durch zentrale Gateways gelöst. Zur Verbindung von Netzwolken, die sich nicht direkt sehen können und zum Schutz vor der Störerhaftung nutzen die Communities VPN-Dienste auf verschiedenen Gateways, über die der Datenverkehr geleitet wird.

Gateways solltet ihr lokal aufsetzen. VPN – Tunnel könnt Ihr für den Start bei der Berliner oder Lübecker Community bekommen. Es gibt verschiedene Architekturen, fragt am besten die bestehende, benachbarte Communities wie das geht, hier sind Beispiele aus Bielefeld, Frankfurt beschreibt, wie Supernodes erst später aufgebaut werden, diese aber schon in die Firmware eintragen sind, damit die Router nicht neu geflasht werden müssen und hier noch eine Architekturübersicht

Internetzugang

Bei den VPN Anbietern und den Gateways ist Dezentralität wichtig, um nicht abhängig von einem Anbieter zu sein. Leider mussten wir in der Vergangenheit schon hinnehmen, dass Freifunk-Server durch eine AGB Änderung ausgeschlossen oder VPNs gedrosselt wurden. Durch die Dezentralität und Unabhängigkeit, kommt es dann eben nicht zum Totalausfall, sondern nur zu langsamen Verbindungen und ner Menge Arbeit für die Freifunker_innen den entsprechenden Teil woanders neu aufzusetzen.

Last not least

Freier Internetzugang ist ein gutes Zugpferd. Allerdings zieht man damit auch viele Nur-Konsumenten an, daher ist es wichtig netzinterne Inhalte zu schaffen, die ein Anreiz sind, um sich am Netz beteiligen zu wollen, z.B. Lokale Radiostreams, ein Gameserver, Webcams, Fileserver … Hey, werdet kreativ, es ist Euer Netz!

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