Im August 2015 fanden zwei wichtige Veranstaltungen statt, an denen viele Freifunkas teilnahmen. Auf dem Battlemesh in Maribor beschäftigte man sich mit verschiedenen Routingprotokollen und verglich sie miteinander. Das Chaos Communication Camp findet alle 4 Jahre statt und gab uns Gelegenheit, Freifunk in einem eigenen Village zu präsentieren.
Battlemesh v8
Poster zum Battlemesh v8
Das Wireless Battle of the Mesh (kurz Battlemesh) ist eine jährlich stattfindende internationale Veranstaltung, bei der sich Entwickler und Nutzer von Routingprotokollen treffen. Die einwöchige Konferenz fand bereits zum 8. Mal statt und war in diesem Jahr vom 3.8. bis 9.8.2015 in Maribor zu Gast. Die TeilnehmerInnen des Battlemesh sind OpenWRT-Entwickler, Firmwareentwickler von Wireless Communities oder Forscher von Universitäten. In diesem Jahr kamen über 80 Menschen aus Italien, Slowenien, Österreich, Frankreich, Deutschland und den USA zusammen.
Inhaltlich geht es vor allem um die Weiterentwicklung und das Testen der Mesh Routing Protokolle. Dazu wurde eine Testumgebung namens WiBed eingesetzt, die im Rahmen des Confine-Projekts entwickelt wurde. Es wurden wie in jedem Jahr Messungen durchgeführt, um sie am Ende der Veranstaltung zu präsentieren.
Im Ergebnis konnte sich OLSRv2 als bestes Routingprotokoll durchsetzen. Hauptvorteil dieses Protokolls ist die Bewertung von Strecken nicht nur anhand der Qualität, sondern auch anhand der Bandbreite. Der Testaufbau und die Ergebnisse sind auf den Seiten des Battlemesh dokumentiert.
Chaos Communication Camp 2015
Zum mittlerweile 5. Mal lud der Chaos Computer Club zum internationalen Sommercamp ein. Diesmal war der Ziegeleipark Mildenberg Schauplatz der Veranstaltung, die nur alle 4 Jahre stattfindet. Die Industrieruine, in der noch bis 1990 Ziegel gebrannt wurden, war in den Jahren danach zum Museumspark umgebaut worden. Mitte August wurde das Gelände nun von mehr als 4500 Teilnehmer_innen übernommen und mit unzähligen Zelten, Küchen, Technik, Bühnen, Strom- und Netzwerkkabeln überzogen. Auch die Freifunker_innen haben sich in einem soganannten Village organisiert.
Das Freifunk-Village
Freifunkhütte
Unser Village reichte nicht ganz um alle Freifunkas unterzubringen, einige zogen bei ihren lokalen Hackerspaces an anderer Stelle mit ein. Die Nähe zum Network Operation Center (NOC) und zum Haupteingang wirkte sich positiv auf den Besucher- und Netzwerkverkehr aus. Wir hatten ein kleines Vortragszelt gemietet und eine Gartenhütte aufgebaut, die neben Lagerraum und Platz für Kühlboxen vor allem als Serverraum diente, der nach und nach zur Colocation avancierte. So gesellten sich zum ursprünglichen NAS immer mehr Server hinzu und die 10Gbit via Glasfaser waren schon am Tag -1 ausgelastet. Da sprang uns das NOC bei und in mehreren Versuchen wurde der Uplink auf 30 Gbit ausgebaut. Mit einer eigenen Spleißbox und Switches verdiente sich die Hütte eine “Netzwerkfackel” und wurde zum “schnellsten Datenklo der Welt” geadelt.
Wie schon beim 31c3 sendeten WLAN-Accesspoints die SSID “freifunk.net” aus. Für das Routing der Datenpakete kam unsere eigene Technik zum Einsatz, der IPv4-Verkehr wurde über Freifunk Rheinland e.V. geleitet, IPv6-Pakete gingen über Freifunk Hamburg ins Internet. Durch die Anbindung zum IntercityVPN waren die lokalen Dienste aller Communities erreichbar. Fast 12% der Geräte auf dem Camp nutzten den Netzzugang über freifunk.net, in Spitzenzeiten waren es mehr als 400 Geräte gleichzeitig. Leider erlaubt das NOC keine weitere WLAN-Installation auf dem Camp, so dass wir kein eigenes Mesh aufbauen konnten, dafür wäre das riesige Gelände prädestiniert gewesen …
Mit Gartenhütte und SSID war Freifunk auf jeden Fall ein Top-Gesprächsthema und Hingucker auf dem Camp. Wir haben es sogar ins Wimmelbild geschafft.
Veranstaltungen
Freifunkzelt
In einem der Vortrags-(Zirkus-)zelte hat Elektra ihren Vortrag zum Thema Freifunk im TV-Whitespace gehalten. Hierfür gab es eine Förderung durch die MABB und das System ist in Berlin in Betrieb. Auch andere für Freifunk relevante Themen wurden besprochen, z.B. sprach Ulf Burmeyer über “D-Offline? Das drohende WLAN-Sterben & was wir dagegen tun können”. Neben dem offiziellen Vortragsprogramm fanden in vielen Villages weitere Veranstaltungen statt.
In unserem Village gab es diese Veranstaltungen:
- Routerworkshop: Philipp aus Berlin und Leo aus Hamburg haben mit einigen Interessierten die Berliner Firmware auf Router geflasht und ein kleines Mesh-Netzwerk damit aufgebaut. Daran erklärten sie dann die Funktionsweise eines Freifunknetzes und die Spezialitäten der Berliner Firmware “Kathleen”.
- Antennenbauworkshop: Fredi aus Hannover führte diesen Workshop durch. Aus alten CD-Spindeln wurden so Biquad-Richtfunkantennen gebaut. Der Workshop war so gut besucht, dass das Baumaterial kaum ausgereicht hat..
- Drink-Up: Wir haben Freifunkgruppen aus ganz Deutschland sowie Communities und Aktivisten aus Schweden, Österreich und USA in unser Village eingeladen. Bis tief in die Nacht hatten wir viele interessante Gespräche und Diskussionen. Neue Verbindungen sind entstanden, wir haben uns alle besser kennengelernt.
- Freifunk-Bootstour: Am Sonntag gab es eine Bootstour auf einem der umliegenden Seen.
Wir haben außerdem ans der FLONs (Free Libre Open Networks) API gearbeitet. Hier verfolgen wir das Ziel, ähnlich wie bei der Freifunk API, die Communities auf internationaler Ebene zu vernetzen und grundlegende Informationen zusammenzutragen. Dazu gehört unter anderem ein aggregierter Feed auch ein gemeinsamer Kalender. Neben Freifunk haben sich schon Funkfeuer aus Österreich und Ninux aus Italien eingetragen.
Auf dem Camp fand auch der Launch von support.refugeesemancipation.com statt, eine Initiative, um den Refugees Emancipation e.V. zu unterstützen. Eben Chu und seine Mitstreiter betreiben seit Jahren mit Geflüchteten gemeinsam Internetcafés in Heimen und bieten Computer-Workshops an. Die Spendenkampagne wird vom Förderverein freie Netzwerke e.V., dem Chaos Computer Club e.V. und vielen weiteren Aktivist_innen unterstützt.
Wir möchten uns bei allen bedanken, die das BattleMesh und unser Village auf dem Camp so besonders gemacht haben. Ihr seid toll, weiter so!